Nieuwsbrief Mai 2010 (Teil 1)

Panik

In den letzten Monaten forderten wiederholt Züchter, sowohl per email als auch telefonisch, Mittel gegen Luftwegeinfektionen bei mir ein. Stets ist die Aussage, dass Tauben vom (Trainings)flug zurückkehren und die Augen zusammenkneifen, am Kopf kratzen oder sogar seltsame Bewegungen machen.
Bei Nachfragen stellte sich oft heraus, dass gerade eine Kur gegen Trichomonaden entweder über das Trinkwasser, das Futter oder auch mit Tabletten durchgeführt wurde. Was liegt nun auf der Hand. Die Tauben hatten nicht genug Gelegenheit zu trinken, so dass eine zu hohe Wirkstoffkonzentration vorlag. Dies führt zu unerwünschten Nebenerscheinungen. Ehemalige Emtryl-Anwender haben sicherlich noch die Bilder aus den 80er und 90er Jahren vor Augen. Bei zu hoher Dosierung kam es zu dramatischen Reaktionen


Aber wie kommt es, dass dies immer wieder geschieht?


Die Ursache ist oft einfach zu erklären. Wir haben in den vergangenen 10 Jahren die Dosierung von Ronidazol, insbesondere um Trichomonaden und Hexamiten zu bekämpfen, drastisch erhöht. Dies, um eine ausreichend wirksame Dosis zu erreichen. Eine Folge davon ist, dass wir uns bei der Gabe auch von leichteren Wirkstoffen an der Grenze zur toxischen Wirkung bewegen. Ronidazol wird oft von Liebhabern in einer halben Dosis für ein oder zwei Tage gegeben, dies weil es immer funktionierte. Diese Zeit ist jedoch nun vorbei !
Heute sehen wir immer mehr Fälle von Vergiftungen. Auf jeden Fall ist es bei einer Behandlung wichtig, ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung zu stellen.

Belüftung

Regelmäßig gibt es Züchter, die immer wieder Tauben mit Atemproblemen vorstellen. Theoretisch ist es möglich, dass die Tauben jedes Mal infiziert sind, zum Beispiel während der Wettflüge. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Lüftung nicht richtig funktioniert.
Oft sind es Tauben mit Anzeichen einer chronischen Bronchitis. In der Praxis wird dieses Problem mit einer gezielten Antibiotika-Therapie in Kombination mit einem Medikament wie Bony-bronchicron behoben. Die Flugleistung der Tauben ist schnell wieder hergestellt. Tauben mit strahlend weißen Nasen und gut durchblutetem Brustfleisch können manchmal auch von dieser Krankheit befallen sein, sodass sie 20 Minuten auf den Wettflügen verlieren. Oft sind die bewährten Tauben plötzlich nicht mehr in der Preisliste. Leider werden viele Tiere fälschlicherweise elemeniert, obwohl diese, nachdem eine angemessene Behandlung erfolgt ist, Preise fliegen.

Wenn Ihre Tauben jedoch immer wieder unter Infektionen der Atemwege leiden ist es ratsam, die Luftbewegungen in den Schlägen zu überprüfen anstatt immer wieder zu kuren.
In einem früheren Newsletter habe ich von den Herren Dick Duindam aus den Niederlanden und Eddy Noel aus Belgien berichtet. Beide beschäftigen sich mit Klimaberatung. Ich meine, es schadet nicht auch professionelle Beratung im Hinblick auf Belüftung in Anspruch zu nehmen. Der entscheidene Punkt ist, dass wir sowohl während als auch außerhalb der Saison auf Antibiotika verzichten müssen und versuchen, andere Ursachen zu finden. Also, wenn es andere Personen gibt, welche sich mit Lüftungstechnik beschäftigen, so bin ich gerne bereit in weiteren newslettern darauf hinzuweisen.

Oregano

Es wird derzeit eine Menge über Oregano und seine natürliche, antibakterielle Wirkung berichtet. Oregano besitzt Wirkstoffe, welche in der Tat eine hohe Wirksamkeit haben und dazu beitragen, die Gesundheit der Tauben zu fördern. Es kommt in diversen Produkten verschiedener Hersteller vor. Bei uns ist seit langem Organo in einigen Produkten vertreten. So in Bony-MR-supplement, Bony-MR-plus und im Basiskern.
Über Oregano wird berichtet, dass es eine natürliche antibakterielle Wirkung besitzt. Auf diese Weise hilft es, die Darmflora zu stabilisieren. Auch Endoparasiten und Pilze haben gegen Oregano keine Chance.
Wir müssen positiv registrieren, dass Kräuter wirklich zur Erhaltung eines gesunden Körpers beitragen. Allerdings, wenn eine schwere Infektion auftritt ist die Verwendung dieser Mittel zwar die richtige Entscheidung, jedoch zeigt die alltägliche Praxis, dass es noch die Unterstützung mit einem echten Medikament bedarf.

Tatsache ist und bleibt, dass eine gesunde Taube weniger anfällig für Infektionen ist, wenn sie mit diversen pflanzlichen Produkten versorgt ist.

Wir denken speziell an Knoblauch, Oregano, Pau d'arco und andere.
Es besteht bei uns eine grosse Nachfrage nach einem reinen Oregano-Produkt. So haben wir neu eine Produktlinie mit garantierter 10%-iger Lösung mit hoher Wirksamkeit in unseren Produktkatalog aufgenommen.

Licht am Horizont

Ich bin seit über zwanzig Jahren davon überzeugt, dass wir etwas falsch machen. Immer härtere Medikamente zu verwenden um (vor allem junge) Tauben gesund zu machen, ist falsch. Ich wurde von Kollegen immer ausgelacht und behandelt wie Don Quijote, als ich vorschlug, mehr auf präventive Gesundheitsvorsorge zu setzen. Ich schlug vor, dass wir auf die Stärkung der Abwehrkräfte setzen sollten anstatt Medikamente einzusetzen. Im damaligen Zeitgeist war ich nur eine Stimme in der Wüste. Selbst ein Kollege in der Klinik, der mit mir die medizinische Betreuung der Tauben machte verkündete öffentlich, dem Kräuter-Mist nicht zu glauben. Aber ich war trotzdem weiter überzeugt. Dies auch weil ich Ergebnisse bei Züchtern sah, die bereit waren, sich für den natürlichen Ansatz stark zu machen. Sie bestärkten mich durch ihre Ergebnisse weiter zu machen, obwohl der Gegenwind heftig war. Zum Glück änderte sich der Zeitgeist und es gab immer mehr Stimmen und Berichte, die auf eine natürliche Methode zur medizinischen Versorgung im Taubensport aufmerksam machten. Die Zeit war nun reif.

Dies bedeutet keinesfalls, dass ich ein absoluter Gegner der Verwendung von Tierarzneimitteln, Antibiotika und Chemotherapeutika bin. Überhaupt nicht. Aber ich bin gegen die missbräuchliche Verwendung dieser Mittel. Ich bekomme manchmal Kritik, wenn ich doch Antibiotika verschreibe. Natürlich tue ich das. Ich bin Tierarzt und wenn Tauben krank sind brauchen sie Medikamente, die ich dann auch verschreibe. Keine Diskussion nötig.
Aber mein Anliegen ist, dass wir so viel wie möglich auf Medikamente verzichten können. Meine feste Überzeugung ist, dass dies absolut notwendig ist.
Was wir tun müssen um dies zu erreichen ist der gute Wille. Das bedeutet nicht nur streng zu selektieren, sondern auch in die Gesundheit der Tauben zu investieren. Also die Abwehrkräfte der Tauben steigern, sodass sie weniger empfindlich sind und wir weitgehend auf Medizin verzichten können.