E. Coli (Escherichia Coli)
Es gibt bei Tauben bestimmte Bakterien die Krankheiten verursachen können, dies jedoch nicht unter alle Umstände tun. Wir nennen diese Bakterien: fakultativ pathogene Bakterien. Sie können im Prinzip Krankheiten verursachen und manchmal sogar zu Sterbefälle führen, aber dies passiert erst wenn die Umstände sich für die Bakterien bessern. Unter diese Umstände kann die Bakterie sich dann schnell vermehren. Die E. Coli Bakterie ist so eine Bakterie. Dennoch betrachten wir diese Bakterie in den meisten Fällen als Teil der normale Darmflora bei Tauben. Während Vorsorge-Untersuchungen des Kots wird diese Bakterie oft nachgewiesen. Es gibt dann meistens überhaupt keine Krankheitserscheinungen. Trotzdem wird von einige Tierärzte dann geraten um hiergegen eine Kur zu machen. Hierbei sind aber Fragezeichen an ihre Stelle.
Escherichia Coli ist eine sog. gramnegative stäbchenförmige Bakterie die gehört zur Familie der Enterobacteriaceae. Zu diese Familie gehören z.B. auch die Proteus und Klebsiella Bakterie, aber auch Salmonella. Es gibt mehrere Stämme der E. Coli Bakterie. Viele dieser Stämme kann man betrachten als Kommensalen im Darm. Also gutartige Darmbakterien. Daneben gibt es opportunistische Stämme, die wie gesagt sobald sie ihre Chance bekommen Krankheitserregend werden können. Zum Schluss sind einige Stämme primär Krankheitserregend. Diese können Durchfall verursachen oder Infektionen der inneren Organe.
Es ist also nicht so das wir beim Befund von E. Coli in einer Mischprobe immer sofort an krankheitserregende Bakterien denken müssen. Vor allem nicht wenn diese bei einer Vorsorge-Untersuchung nachgewiesen werden im Kot von Tauben die gar nicht krank sind. Anders ist es im Fall von Durchfall wobei pro Ml. Kot grosse Anzahlen an E. Coli Bakterien gefunden werden. Dies kann vorkommen bei Jungtauben die infiziert sind mit dem Adenovirus im Frühjahr. Es gibt so viele unterschiedliche Stämme der E. Coli das man in der Mikrobiologie u.A. einen Unterschied zwischen diese Stämme versucht zu machen anhand der sog. antigene Eigenschaften dieser Colibakterien. Dies lässt sich zur Praxis umsetzen als O, H und K Antigene. Für eine E. Coli die bei Hühner vorkommt kann dann der Name sein E. Coli O1:K1:H7. So können hunderte von Stämmen unterschieden werden.
Hiermit versucht man den Wald durch die Bäume zu sehen. Bei Vorsorge-Untersuchungen wird meistens nicht kontrolliert mit welche Stämme wir zu tun haben. Sowohl bei kranke als gesunde Tiere werden jedoch diesselbe Stämme nachgewiesen. Das heisst das Tauben unter günstige Umstände für diese Bakterie krank werden können. Es ist also wichtig zu versuchen diese Umstände vor zu beugen.
Symptome.
E. Coli kann bei Tauben der Anlass sein für eine akute Blutvergiftung wodurch die Tiere sehr schnell sterben können. Wir sehen dies oft bei kleine Nestjunge. Oft denkt der Züchter dann an eine Salmonella-Infektion. Es gibt jedoch mehrere Bakterien, die dieses akute Neststerben verursachen können. Nähere Untersuchung ist dann auch oft nicht überflüssig wenn man der Verursacher finden will. Auch der Tod im Ei kan vorkommen. Auch dann ist der Erreger oft nachweisbar falls man die Eier näher untersucht. Nicht nur bei Nestjunge kann akutes Sterben infolge einer E. Coli Sepsis vorkommen. Dies kann passieren bei Tauben in alle Alterklassen. Manchmal ist nur akutes Sterben der Fall. In andere Fällen sehen wir Durchfall und Erbrechen oder abmagern. Dennoch ist es schwierig um ausschliesslich auf Grund der Symptome die richtige Ursache der Blutvergiftung zu deuten. Nähere bakteriologische Untersuchung ist dann auch erwünscht. Die Bakterie sollte dabei dann in der inneren Organe nachgewiesen werden. Das Obduktionsbild kann nämlich auch bei mehrere Verursacher der Blutvergiftung gleich sein.
Mit Nachdruck soll nochmals darauf gewiesen werden dass das Stellen der Diagnose ausschliesslich auf Basis von einer Kotuntersuchung total zwecklos ist. Denn im Kot gesunder Tauben ist die Coli Bakterie auch anwesend. Die Bakterie soll also in den Organen nachgewiesen werden für eine sichere Diagnose. Stressfaktore spielen oft eine Rolle beim auftreten von Fälle einer Coli Sepsis. Durch den Stress sinkt das Niveau der Abwehr der Tauben wodurch die Chancen der fakultativ pathogene Bakterien zunehmen. Zu diesen Stressfaktoren können wir Überbevölkerung zählen. Aber auch die Zuchtperiode ist ein Moment indem der Infektionsdruck sich steigern kann. Bei einem Ausbruch von grosses Neststerben während der Zuchtperiode bevorzugen wir es um den Erreger nach zu weisen mittels Isolation des Keimes. Wir lassen die Isolation folgen durch das Durchführen eines Antibiogramms. Hierbei werden auf eine sogenannte Petrischale Scheibchen mit eine kleine Menge Antibiotika platziert auf einen Ausstrich der isolierte Bakterie. Auf diese Weise können wir dann das meist wirksame Antibiotikum feststellen. Die Erfahrung lehrt dass viele der E. Coli Stämme unsensibel sind für viele der benutzten Antibiotika.
Das verabreichen des richtigen Mittels ist dann auch sehr wichtig. In diese Fälle von umfangreiches Neststerben ist ein Plan erwünscht um wiederholung des Sterbens in den folgenden Zuchtrunden zuvor zu bleiben. Teil dieses Plans ist zu versuchen den Infektionsdruck der E. Coli zu senken. Erfahrung durch die Jahre lehrt das Versauerung des Trinkwassers hierbei sehr wirksam sein kann. Aber auch die Gabe von Probiotika um die Kompetition im Darm zwischen den Bakterien wieder zu steigern und so zu versuchen das Gleichgewicht im Darm zu wiederherstellen kann daran einen Beitrag liefern. Diese Vorgehensweise hilft auch wenn mehrere Tauben in ein anderes Alter plötzlich sterben. Wenn die Tauben massal in die Probleme kommen ist es notwendig um eine allgemeine Therapie mit Antibiotika an zu wenden. Falls es nur einige Tauben betrifft sehen wir oft noch mehr Erfolg mit individuelle Behandlung der betroffenen Tauben, ergänzt mit der Versauerungstherapie des Trinkwassers in Kombination mit der Verabreichung von Probiotika. Das Ziel ist in beiden Fällen die Senkung des Infektionsdrucks der E. Coli die oft eine Folge ist der Störung des Gleichgewichts im Darm.
Der Vorteil der Vorgehensweise von Versauerung und Probiotika kann sein dass wir sofort anfangen zu arbeiten an die Wiederherstellung des Gleichgwichts
der Darmflora, während wenn wir zuerst Antibiotika geben auch der Rest der Darmflora unter Druck setzen. Aber nochmal, welche Vorgehensweise die beste ist, ist von Fall zu Fall anders und abhängig von den Umständen. Für beide Behandelmethoden gibt es Argumente vor und gegen. Persönlich bevorzuge ich die mehr natürliche Methode bei dieser Krankheit wegen der Resistenzproblematik die bei E. Coli doch eine Rolle spielt. Ein spezielles Problem mit dieser E. Coli Problematik tut sich beim heranwachsen der Jungtauben, wenn diese Opfer werden vom Adenovirus.
Gerade diese Tauben sind dann empfindlich für diese E. Coli Problematik. Trotzdem bleibt auch hier was uns betrifft die Vorgehensweise gleich. Normalerweise wird man wenn man 100 Jungtiere hat wovon plötzlich sagen wir 30 Durchfall bekommen und sich erbrechen sofort zur Medizinschachtel greifen wollen um schnellstens eine Kur machen zu können. In diesem Fall vernünftig. Denn bei einem Grossbrand muss man drastische Massnahmen treffen. Versauerung des Trinkwassers und Probiotika werden dann möglicherweise helfen können um das Problem schneller zu lösen, aber der Infektionsdruck ist dann so hoch dass das Verabreichen von Antibiotika notwendig ist. Was wir in den letzten etwa 25 Jahren ebenfalls feststellen konnten ist das wenn man die Abwehr der Jungtauben unterstützt und das Trinkwasser regelmässig Versauert es bei einem Ausbruch dieser Krankheit bei 100 Tauben keine 30, sondern vielleicht nur 4-5 Probleme bekommen.
Durch diese dann schnell zu isolieren und individuell zu behandeln, scheint es in der Praxis oft möglich zu sein nicht alle Tauben eine Kur geben zu müssen.Die Tauben die man so individuell behandelt kann man besser auffolgen. Ich empfehle dann auch um sich die Ringnummer dieser Tauben auf zu schreiben, weil diese Tauben sich an einen späteren Zeitpunkt wieder als erste verraten. Die Tauben die so stark sind das sie eigentlich keine Antibiotika brauchen bekommen diese auch nicht, wodurch deren Darmflora nicht unnötig belastet wird. Die Tauben die Antibiotika brauchen um zu überleben bekommen diese dann und können so besser im Auge gehalten werden. Netto Resultat ist weniger Benutzung von Antibiotika, und zugleich eine Zunahme der Selektionsmöglichkeiten weil die schwächeren Brüder früher entfernt werden können. Auf Dauer wird die Population hierdurch besser.
Kurz gefasst; E. Coli ist eine Bakterie die bei Tauben für grosse Probleme sorgen kann. Zugleich ist es eine der Bakterien die Mittels gutes Schlagmanagement und natürliches Verfahren im Zaum gehalten werden kann. Vorbeugende Gesundheitsvorsorge bringt in diesem Fall die Tauben auf Dauer weiter als eine notwendig gewordene kurative Vorgehensweise mit Antibiotika.
Viel Erfolg,
Peter Boskamp