Newsletter Marz 2008

März ist der Monat der Vorbereitung auf die Flüge. Der Monat in dem die Köpfe der Tauben in Ordnung sein sollen und in dem Luftwege-Infektionen angepackt werden sollen.

Wir bekommen viele Emails mit der Frage auf was Alles wir die Tauben untersuchen können. Auch die Fragen die wir per Internet bekommen zeigen dass es hierüber doch manche Unklarheit gibt.

In diesen Newsletter möchte ich versuchen zu beschreiben worauf ein Taubenliebhaber der seinen Sport ernst nimmt seine Tauben grundsätzlich kontrolieren lassen müsste, welche weitere Untersuchungen notwendig sind oder, in manchen Fällen: unverzichtbar sind.

Ohne meine Tierarzt-Kollegen auf die Füsse treten zu wollen, muss ich anmerken dass nur eine Handvoll Kollegen echt interessiert ist in die Taubenheikunde und/oder in den Taubensport. Wenn ein Tierarzt nur wenig Interesse hat in die Behandlung von Tauben dann ist daraus erklärbar dass die Einstellung zu den zu untersuchen Patienten anders ist als die eines Tierarztes der ein Herz für Tauben hat.
Viele Kollegen beschränken ihre Untersuchung auf eine Kot-Untersuchung (sowohl aber auch nicht per Sammelmethode) und einen Kehlen-Ausstrich. So wie der Befund dann ausfällt werden die Tauben wohl oder nicht für Gesund erklärt.
Ob der Taubenliebhaber damit gut geholfen wird, kann man sich fragen.
Wenn die Luftwege der Tauben in dem Moment in Ordnung sind, dann kann so eine minimale Kot- und Kehlkontrolle genügend Information bieten, aber wenn es beschwerden der Luftwege gibt, die ohne klinische Untersuchung nicht feststellbar sind, dann kann es sein dass der Liebhaber mit "gute" Aussichten nach Hause geht, aber die dann zu erwarten Resultate könnten dann doch unereichbar bleiben, was zu Enttäuschung und Frustation führen kann.

Eine gute Kontrolle von Tauben sollte verlaufen wie in das folgende Schema:

1. Allgemeine Kot-Untersuchung:

Für eine gute Untersuchung von Kot über Anhäufung sollte eine Sammelprobe erstellt werden. Hierzu soll der Kot zuerst gut verdünnt werden mit Wasser. Nach guter Misschung wird die Probe in einer Zentrifuge abgedreht. Die Ablagerung wird nochmal aufgelöst, dieses Mal in eine gesättigte Küchensalzlösung oder in eine Zinksulfatlösung.
Das so erstellte Präparat wird unter dem Mikroskop beurteilt auf die Anwesenheit von Coccidiose, Spül- und/oder Haarwürmer, wobei auch zu erkennen ob viele Hefen anwesent sind.
Es ist absolut unzureichend um eine Kotkontrolle zu machen durch eine kleine Menge mit Wasser verdünnten Kot auf Glasplättchen aus zu streichen und das ohne Anhäufung zu "bewerten". Bei dieser Methode kann nur etwas festgestellt werden wenn es sich schon um einen sehr schweren Infektionsgrad handelt.
Wenn man bedenkt das im Taubensport alles abhängig ist von den kleinen Dingen, dann ist die unzureichende Kotkontrolle zu vergleichen mit sehen mit verbundenen Augen.


2. Kotkontrolle auf Paratyfus

Um sich ein gutes Bild von einer Infektion mit Paratyfus machen zu können ist es wichtig um eine gute Kotprobe an zu bieten. "Gut" bedeutet hier: eine Probe aus dem an 5 aufeinander folgenden Tagen gesammelten und gut vermischten Kot der Tauben.
Von dieser Mischprobe wird ein Teil benutzt für eine bakteriologische Kultur der Salmonella-bakterië.
Warum eine Mischprobe von mindestens 5 Tagen ? Weil damit die Treffsicherheit grösser ist. Kürzlich hatte ich einen Liebhaber bei mir der Kot gesammelt hatte an 5 Tagen und jede Tagesmenge getrennt gehalten hatte. Er hatte die Tagesmengen also nicht vermischt und von jeder einzelnen Tagesmenge eine Probe eingereicht.
So war es möglich 5 getrennte Kulturen zu erstellen und was zeigte sich:
Die Proben von Tag 1, Tag 3 und Tag 4 waren positiv auf Paratyfus und die Proben von Tag 3 und Tag 5 waren negativ.
Um einen Zufall aus zu schliessen wurde diese Untersuchung wiederholt und die Ergenisse waren gleich. Hieraus kann man schliessen dass im Falle einer Paratyfus-Infektion die Bakterie nicht fortwährend in dem Kot ausgeschieden wird.

3. Kotkontrolle auf E. Coli

Öfter werden wir konfrontiert mit Befunde von Kollegen die E.Coli im Kot festgestellt haben und aus diesem Grund empfohlen haben eine Antibiotikumkur zu geben.
Wir schliessen uns hierbei nicht an. Viele Kotproben enthalten E. Coli, aber nicht alle E. Coli's sind auch krankmachend. Kuren gegen jede E. Coli ist unsinnig, denn davon werden die Tauben meistenfalls nicht mal besser, sonder sogar noch schlechter.


4. Kotkontrolle auf Streptococcen

In Kot wird, wie die E. Coli, oft auch die Anwesenheit von Streptococcen festtgestellt. Für manche Kollegen auch wieder ein Grund um die Tauben kuren zu lassen. Auch hierbei schliessen wir uns nicht an.
Wenn wir bei einer Obduktion in Organen Streptococcen feststellen dann ist das indertat ein Grund um zu kuren, aber Streptococcen die in den Darm vorkommen sind das nicht.
Wenn am Abend Tauben, die am Morgen augenscheinleich noch gut in Ordnung waren, tot angetroffen werden, dann könnte das ein Grund sein um gegen Streptococcen zu kuren, denn die Ursache kann manchmal eine Streptococcen-Infektion sein.
Es ist dann gut um den Infektionsdruck im Schlag zu verkleinen mit einer guten Kur, wie Puder 29 oder Amco.

5. Kehlenausstrich und Cloaca-Ausstrich

Bei einer guten Basisuntersuchung gehört bestimmt einen Kehlenausstrich. Neben der Anwesenheit von Trichomoniasis sollte dann auch beurteilt werden ob Schleim im ausstrich vorkommt und/oder Entzündungszellen.
Anhängig vom Grad der Infektion mit Trichomoniasis sollte dann einen Behandlungsplan erstellt werden. Bei sehr schweren Infektionen ist es gut um während zwei aufeinander folgenden Tagen eine Kapsel auf zu stechen. Wir müssen bedenken dass in dieser Jahreszeit die Tauben nur wenig trinken. Eine Verabreichung über dem Trinkwasser erzielt dann oft einen zu niedrigen Blutspiegel des Medikamentes, sodass die Infektion nur ungenügend bekämpft werden kann. Dann bleibt bei den Tauben eine Rest-Infektion bestehen, die sich meistenfalls nach etwa zwei Wochen wieder voll zurück auf das Anfangsniveau entwickeln kann.
Kuren über dem Futter ist darum natürlich schon besser, aber das beste Resultat wird doch erreicht mit der individuellen Behandlung mit Kapseln.
In einen Cloaca-Ausstrich kann eine Infektion mit Hexamiten festgestellt werden. Diese Infektion ist besonders bei jungen Tauben bedeutsam und kann am Besten auch mit Kapseln bekämpft werden.

6. Klinische Untersuchung

Bei einer gut ausgeführten Basisuntersuchung darf eine gründliche Kontrolle der Luftwege nicht fehlen. Ein erfahrener Taubenarzt jann dann feststellen in welchen Umfang die Tauben Probleme haben mit den oberen- und tieferen Luftwege, wobei es vorallem bedeutungsvoll ist ob die Tauben keine Probleme mit den tieferen Luftwege haben.
Im Zweifelsfall kann auf einfache Weise Material für eine weitergehende Untersuchung abgenommen werden, um mit einem sgn. Antibiogramm feststellen zu können welche Medikamente bei den infektierten Tauben am Besten wirksam sind, sodass magistral eine gezielte Kur erstellt werden kann um eine optimale Behandlung zu ermöglichen. Bei dieser weitergehende Untersuchung werden kleine Scheibchen mit Antibiotika zwischen einen Ausstrich mit Bakteriën gelegt um die erfolgreichsten Wachstums-bremser bestimmen zu können.
Vorallem die klinische Untersuchung der Tauben (Luftwege, Kondition, ältere Daunen. Läuse, ältere Federn, usw., usw.) kann einen wichtigen Beitrag sein für das erstellen von dem richtigen Vorgehen zu der Saison hin, aber auch für das richtige Vorgehen während der Saison.

Wenn spezifische Beschwerden festgestellt werden, dann stehen noch andere Untersuchungsmethoden zur Verfügung um die Ursache der Beschwerden feststellen zu können. So kann es Hinweise geben dass Umgebungsfaktoren bestehen worin (z.B.) eine Infektion mit Candidiasis die Form-Entwicklung der Tauben blokkiert. Um dies zweifelsfrei feststellen zu können müssen spezifische Kulturen erstellt werden.

Im Falle von ein Verdacht auf eine Chlamydia-Infektion kann man mit Hilfe einer sgn. Stamp-Färbung einen Eindruck davon bekommen. Bei Bedarf kann man Material in ein Labor schicken um mit einer PCR-Untersuchung die eventuelle Anwesenheit von Chlamydia feststellen zu lassen.

In ganz spezifische Fälle kann eine Röntgen-Untersuchung notwendig sein oder eine Blut-Untersuchung. Die Ursachen von hartnäckige Probleme sind oft auch nur bei einer Obduktion von einigen Tieren feststellbar. Eine ausführliche Gewebe-Untersuchung und/oder bakteriologische oder virale Untersuchungen sind in einigen Fällen notwendig um eine defintive Diagnose erstellen zu können.
Letzteres könnte wünschenswert sein bei bestimmten chronische Probleme.
Die Basisuntersuchung sollte jedoch bei jedem Liebhaber der seinen Sport ernst nimmt stattfinden müssen.

Circovirus

Im vorigem Monat gab es einig Schläge die von dem Circovirus betroffen waren.
Auf ersuchen einer Info-webseite habe ich dazu einige Informationen auf dem Papier gebracht die ich Ihnen auch nicht vorenthalten möchte:

Newsbulletin Circovirus

Praktisches Verfahren

In den letzten Tagen erreichen mich verschiedene Emails von Liebhaber die zu kämpfen haben mit eine mit ein grosses Absterben der Jungen in der Schüssel oder kurz nach dem Absetzen. Viele dieser Liebhaber meinen dass dies verursacht wird durch E. Coli, Paratyfus oder dem Herpesvirus. Das ist indertat auch sehr gut möglich, aber ich meine dass es sich hier hinter einen gediegenen Ausbruch von dem Circo-virus verbergen könnte. Über dieses Virus habe ich öfter schon geschrieben, was auch auf unsere eigene Webseite und in verschiedene ältere Newsletters zu finden ist.

Jetzt erreichte mich auch über www.duivenvlucht.nl eine Anzahl von Meldungen über ein grosses plötzliches Absterben unter die gerade abgesetzten jungen Tauben bei verschiedene Taubenliebhaber.
Ich wurde gebeten hierzu meine Meinung auf Papier zu setzen um damit auch eine all zu grosse Panik bei den Taubenliebhabern zu vermeiden.

Wie ich schon öfter in der Vergangenheit bemerkt habe, nimmt meiner Meinung nach die bedeutsamkeit von das Circovirus für den Taubensport leider zu.
Übersehe ich diese Entwicklung jetzt, dann befürchte ich dass ich damit leider auch Recht hatte.
Bei älteren Tauben ist diese Infektion häufig unsichtbar Anwesent. Das unangenehme von diesem Virus ist dass es bei jungen Tauben, deren Abwehrorgan noch nicht voll entwickelt ist, eine grosse Verwüstung kann verursachen.
Das Virus zeigt einen Vorzug zu haben für ein kleines Organ in der nähe der Cloaca bei jungen Tauben von dem, in einem späteren Stadium der Körperentwicklung, der Körper seine Abwehrzellen bekommen wird. Je nachdem nur noch wenig Abwehrzellen an ihren bestimmten Ausgangspunkt angekommen sind wird eine Infektion bei den Jungen eine dramatische Auswirkung haben können.
Man kann sich gut vorstellen dass wenn noch keine Abwehrzellen im Darm zur Verfüging stehen, dort auch leichter Infektionen auftreten können und dann haben auch andere Infektionen ein leichteres Spiel.
Die jungen Tauben haben dann einfach keine einzige Chance und sterben Massenhaft ab. Antibiotika zeigen oft garkeine Wirkung, denn es sind zu wenig Abwehrzellen vorhanden um die Arbeit machen zu können, ganz egal ob mit oder ohne Antibiotika.

Was wir jetzt also hören und sehen ist dass bei verschiedene Liebhaber massenhaft Junge absterben so um den Absetzalter.
Wie ist es möglich dass die Jungen die sich prächtig entwickelt haben kurz nach dem Absetzen plötzlich massenhaft absterben?
Der Grund dafür ist der Stress den die Jungen erleiden bei dem Absetzen. Stress steht auch bekannt als Ursache für eine Verminderung der Abwehr und wenn die jungen Tiere durch einer Infektion mit dem Circovirus schon eine geschwächten Abwehr haben, dann kann der Stress von dem Absetzen gerade der berühmte Tropfen zuviel sein, mit als Folge: ein massanhaftes Absterben durch sekundäre Infektionen.
Infektionen mit E. Coli, Streptococcen und Herpes enden dann leider tödlich.

Was steht uns in der kommenden Zeit weiter bevor?
Wenn die Jungen von dieser Infektion befallen sind dann wird eine Impfung gegen (z.B.) Paramyxovirose auch nur viel schlechter anschlagen, wodurch die Jungen nach einigen Wochen doch noch durch dieses Virus angegriffen werden können.
Oft meint man dann vielleicht dass der Tierarzt nicht gut geïmpft hat, aber die eigentliche Ursache muss gesucht werden in der Infektierung mit dem Circovirus die eine gute Reaktion auf die Impfung unmöglich macht.
Kurzum: eine gute praktische Empfehlung ist es um die jungen Tauben schon im frühen Alter gegen Paramyxo impfen zu lassen.
Leider ist noch kein Vaccin gegen dem Circovirus verfügbar und wahrscheinlich kann das in der nächsten Zeit auch noch nicht erwartet werden. Weil es eine Viren-Infektion ist kann man mit Antibiotika auch nicht viel gegen diesem Virus erreichen.
Wir verschreiben natürlich doch Antibiotica in der Hoffnung dass zusätzliche Infektionen die Tiere nicht auch noch angreifen können, oder nur beschränkter, sodass die Jungen es so schaffen können. Ich selber verschreibe häufig auch Bony-SGR um damit zu versuchen um die Abwehr der Jungen und der Eltern auf ein so hoch mögliche Ebene zu bringen, womit der Schaden der dieses Virus anrichten kann zu beschränken.
Wenn die Tauben dann noch getroffen werden durch die Folgen einer Infektion des Circovirus dann ist unsere erste Wahl: Bony-Jodi.
Diese Kombination von Wirkstoffe richtet sich auf die häufigsten Kinderkrankheiten die junge Tauben treffen können, darunter auch Paratyfus, E. Coli, Streptococcen, usw..
Die jungen Tauben bekommen dieses Mittel etwa 8 Tage lang über dem Futter zugeführt.

Kurz zusammengefasst ist unser Kurs rund der Zucht jetzt folgendermassen:

1. Zuchtöl mit einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, diese unterstützen auch die
Abwehr.
2. Ab der Anpaarung eine Woche lang: 5 ml Bony-SGR pro liter Trinkwasser.
3. Auf die Eier eine Gelbkur.
4. Während der Fütterungs-Phase der Jungen an die Eltern B.M.T. und Zuchtöl
verabreichen.
5. Bei dem Absetzen der Jungen eine Woche lang Bony-SGR und Zuchtöl verabreichen.
6. Wenn die Jungen dennoch diesem hinterlistigem Virus zum Opfer fallen dann
versuchen um mit Bony-Jodi den Schaden so gut wie nur möglich zu beschränken.

Viel Erfolg !

Tierartz Peter Boskamp